H.

Bevölkerungsgruppen

Allgemeiner  Hinweis

 

Dieses Thema ist so umfassend, dass ich es lediglich in „Schlaglichtern“ aufgreife. Wer sich für die Details bestimmter Ethnien interessiert, dem empfehle ich eigene Recherchen.

 

Der Schwerpunkt meiner Themen liegt bewusst auf den Deutschen, was schlicht der Tatsache geschuldet ist, welchen Einfluss diese Ethnie auf die U.S.A. nahmen. So ist es zum Beispiel einem zu spät kommenden deutschen Hufschmied geschuldet, dass man bei der Abstimmung des Nationalkongresses Englisch und nicht Deutsch als Amtssprache einführte.

 

Im Bezug auf die Ur-Einwohner Nordamerikas verzichte ich auf eine umfangreiche Schilderung und verweise auf das Internet. Einzelne Stämme tauchen in der Rubrik „Kämpfe“ auf, wobei ich mich darauf beschränke, in welchem Umfang sie in Kampfhandlungen eingebunden waren.

Die Eroberung des Westens wurde mit Blut bezahlt, angetrieben vom Wahn der „America´s Destiny“, Vorurteilen und wirtschaftlichem Interesse.

Überblick über die Themen

 

Die Zeit des Bürgerkrieges

 

Nachbarschaftliche Verhältnisse

 

Von Bushwackers und Jayhawkers

 

Frauen und Kinder als Soldaten im Bürgerkrieg

 

Indianische Soldaten im Bürgerkrieg

 

Spione und Agenten

 

Gegenspionage und der United States Secret Service (U.S.S.S.)

 

Deutsche im nordamerikanischen Bürgerkrieg

 

-          Deutsche auf Seiten der Union

 

-          Deutsche auf Seiten der Konföderation

 

-          Die deutsche Division

 

-          Das XI. (deutsche) Korps der Union

 

-          Die Deutschen bei Gettyburg

 

-          Bis zum Ende des Krieges

 

George Armstrong Custer

 

Custer´s Brigade, die „Wolverines“

 

 

 

Die Zeit der Indianerkriege

 

Indianische Ethnien und Rassismus

 

Die „roten Heiden“

 

Friedensverträge allgemein

 

Deutsche Gemeinschaften im „Wilden Westen“

 

Von Iren, Engländern und Schotten

 

Deutsche im Dienst der U.S.-Cavalry

 

Die  Zeit  des  Bürgerkrieges

Nachbarschaftliche Verhältnisse

 

Der nordamerikanische Bürgerkrieg war in mehrfacher Hinsicht eine Tragödie, wie dies für jeden Krieg gilt, doch seine Dramatik lag im Wesentlichen darin, dass es sich tatsächlich um einen „Bruderkrieg“ handelte, bei dem Väter gegen Söhne, Brüder gegen Brüder und alte Freunde gegen Freunde kämpften. Die blutige Grenze zog sich also vielfach mitten durch die Familien und so kann es nicht verwundern, dass die Gegensätze auch unter Nachbarn galten. Eigentlich bestand die Abgrenzung zwischen den Nordstaaten und den Südstaaten durch die Absichtserklärung der jeweiligen Landesregierung, welchem Staatenbund man sich zugehörig fühlte oder ob man sich eventuell neutral verhalten wollte. Diese Entscheidung wurde durch die Mehrheit der Wählerstimmen getroffen. Dabei war es nicht leicht, klare Grenzen zu ziehen. In vielen Unionsstaaten gab es Sklaverei, bis Abraham Lincoln diese, im Anschluss an die Proklamation von Gettysburg, abschaffte. In allen Staaten gab es daher Stimmen für oder gegen den Verbleib in der Union und um diese Entscheidungen wurde in den Gemeinden oft mit harten Bandagen gekämpft.

 

 

 

In meinem Roman Für Freiheit, Lincoln und Lee bin ich auf einige dieser Ereignisse eingegangen, um aufzuzeigen, dass der Krieg keineswegs aus dem „Nichts“ entstand und keine Seite unschuldig in ihn eintrat oder unschuldig aus ihm hervorkam.

 

Die ersten Konflikte innerhalb von Gemeinden entzündeten sich an der Frage der Sklaverei, wobei die Abolitionisten (Sklavereigegner) immer militanter wurden. Ermöglichte man zunächst die Flucht von Sklaven, so gab es später Abolitionisten, die versuchten, bewaffnete Sklavenaufstände zu initiieren. Ihr bekanntester Vertreter ist sicherlich John Brown, den man heute fraglos als Terroristen brandmarken würde und der in dem Lied „John Browns Body“ verewigt wurde.

 

In jedem Fall wuchsen die Aggressionen zwischen Befürwortern und Gegnern der Sklaverei. Während der Wahlen zur Präsidentschaft und mit der Frage der Abspaltung der Südstaaten wuchs auch die Gewaltbereitschaft. Es blieb nicht bei einfachen „handgreiflichen Argumenten“. Auf beiden Seiten bildeten sich patriotische Gruppen, die ihre Sache mit Waffengewalt vertreten wollten. Diese Guerillas mochten sich „Raiders“, „Bushwackers“, „Redlegs“ oder „Jayhawkers“ nennen, aber in jedem Fall waren es bewaffnete Banden, die keine Gewalt scheuten, um Terror zu verbreiten und ein Klima der Angst zu schüren, um auf diese Weise den Gegner einzuschüchtern.

 

In vielen Gemeinden zog man zu den Häusern von bisherig guten Nachbarn, beschimpfte und bedrohte sie. Nicht selten bildete sich ein Lynchmob, welcher bereit war, ganze Familien an den nächsten Baum zu hängen oder auf andere Weise zu ermorden.

 

Diesbezüglich mag dieser Roman, mit der Geschichte um das fiktive Lenningstown, einen besonders skrupellosen Massenmord thematisieren, doch es ist Tatsache, dass bei Auseinandersetzungen unter der zivilen Bevölkerung Hunderte ums Leben kamen und noch weitaus mehr aus ihrem Heim vertrieben wurden.

 

Glücklicherweise gab es auch andere Fälle, in denen alte Freundschaften und gutnachbarliche Beziehungen der Belastung der gegensätzlichen Meinungen standhielten.

 

 

 

Allein in Texas gab es vier Städte oder Siedlungen mit rein oder überwiegend deutscher Bevölkerung, die bis auf den heutigen Tag stolz auf ihre Abstammung sind und die alten Traditionen pflegen. Dies sind Fredericksburg, welches durch die gleichnamige Schlacht traurige Berühmtheit erlangt hat, New Braunfels, Boerne und Luckenbach. Sie wurden vornehmlich von Deutschen besiedelt, die nach demokratischen Prinzipien leben und der Monarchie in der alten Heimat entkommen wollten. Hier entstand ein Gemeinschaftssinn, der oftmals dabei half, die Gegensätze des Bürgerkriegs zu überwinden. Man akzeptierte die gegensätzliche Meinung und lebte mit- und nebeneinander, ohne in jene Feindschaften zu verfallen, die andernorts so typisch für Nord- und Südstaatler war. Es gab einzelne deutsche Gemeinden, die sich klar zu den Südstaaten bekannten und in denen man auch Sklaven hielt. Die überwiegende Mehrheit war jedoch für den Erhalt der Union. Die Vielzahl deutscher Einheiten in der Unionsarmee führte in der Konföderation zu erheblichem Misstrauen gegen die Deutschen. Allein in Richmond wurden in den Jahren 1862 bis 1864 insgesamt dreihundertvierundachtzig Deutsche inhaftiert, weil man befürchtete, sie sympathisierten mit der Union.

 

Obwohl es auf beiden Seiten rein deutsche Kampftruppen gab, blieb diesen das Schicksal der Iren erspart, deren Regimenter bei Bull Run und Fredericksburg gegeneinander antreten mussten.

 

Von Bushwackers und Jayhawkers

 

Eines der unrühmlichen Kapitel des nordamerikanischen Bürgerkrieges sind die Gruppierungen, die sich als Patrioten bezeichneten und als Banditen betätigten. Manche Guerillas, wie Mosby, Quantrill oder „Bloody Bill“ Anderson, erlangten durchaus Berühmtheit und besaßen einen paramilitärischen Status, doch letztlich darf man sich nicht darüber hinweg täuschen lassen, dass es sich bei den „Bushwackers“ des Südens oder den „Jayhawkers“ des Nordens um Männer handelte, die rücksichtslose Gewalt gegen die Zivilbevölkerung ausübten und unterlegene militärische Einheiten aus dem Hinterhalt angriffen. Auf beiden Seiten wurde geraubt und gemordet, und auf beiden Seiten werden manche dieser Mörder heutzutage zu patriotischen Helden verklärt.

 

Frauen und Kinder als Soldaten im Bürgerkrieg

 

In einem Roman wird von mir angesprochen, dass die Armeen der Union und der Konföderation auch Kinder ab 12 Jahre in ihre Dienste nahmen. Diese dienten allerdings nicht mit der Waffe, sondern als Musiker.

 

So trat John Clem (Musterungspapier lautet auf Klem) mit zehn Jahren als Trommler in die 3rd Ohio Volunteer Infantry ein, überlebte den Krieg, machte Karriere bis zum Major-General und verstarb im Jahr 1937 im Alter von 85 Jahren. Willie Johnston trat als 11-jähriger in den Unionsdienst und erwarb aufgrund seiner Tapferkeit die Medal of Honor, da er bei der Flucht seines Regiments, bei dem die Soldaten sogar ihre Waffen zurückließen, seine Trommel unversehrt zurückbrachte. Der fünfzehnjährige Trompeter John Cook erwarb ebenfalls die Ehrenmedaille des Kongresses.

Wie viele Kinder und Jugendliche tatsächlich während des Bürgerkrieges auf beiden Seiten kämpften, ist allerdings unbekannt. Dies gilt ebenso für die weiblichen Soldaten. Ja, es gab sie. Frauen, die ihren Ehemännern oder der Fahne folgten, die reguläre Uniform anzogen, ihr Geschlecht geheim hielten und mit der Waffe in der Linie kämpften. Sie waren ein anderes Kaliber als die weiblichen Spione, die ihren Charme und ihre Reize ausnutzten, um an Informationen der Gegenseite zu gelangen. Ich werde mir später erlauben, eine dieser ungenannten Soldatinnen eine Rolle bei meinen Pferdesoldaten einnehmen zu lassen.

Indianische Soldaten im nordamerikanischen Bürgerkrieg

 

Seitdem die ersten weißen Siedler nordamerikanischen Boden betreten haben, gab es kaum einen Konflikt und offiziellen Krieg, an dem nicht auch indianische Stämme beteiligt waren. Sie kämpften entweder gegen die weißen Eindringlinge oder aber als Verbündete an deren Seite, um sich Vorteile gegenüber verfeindeten Stämmen zu verschaffen. Während der amerikanischen Revolution, 1776 auch als Befreiungskrieg bezeichnet, waren Indianer mit den Amerikanern oder den Briten verbündet. Sie kämpften mit der ihnen eigenen Grausamkeit. Viele Weiße wurden hiervon abgeschreckt und nach dem Sieg der U.S.A. manifestierten sich manche Vorurteile gegen die „roten Heiden“, selbst gegenüber jenen Stämmen, die man einst als nützliche Verbündete betrachtet hatte. Im Krieg von 1812 traten erneut indianische Verbündete an die Seite der Amerikaner oder Briten.

 

In der Zeit bis zum nordamerikanischen Bürgerkrieg kam es wiederholt zu zeitweiligen Bündnissen der Amerikaner mit verschiedenen Stämmen, wobei die Indianer sich stets einen Vorteil gegenüber verfeindeten Gruppen versprachen. Die unterschiedliche Kampfesweise von Indianern und amerikanischen Soldaten zeichnete in den Stämmen allerdings ein schwaches Bild von der Schlagkraft der U.S.-Truppen. Dies führte in den Folgejahren zu mancher Auseinandersetzung, da viele Indianer glaubten, die weißen Soldaten nicht fürchten zu müssen.

 

Das Vordringen der weißen Siedler ging mit einer Christianisierung indianischer Gruppen einher. Mancher Indianer ließ sich taufen und besuchte eine der Missionsschulen. Dies geschah in der Regel in der Erwartung, so das künftige Schicksal des eigenen Stammes verbessern zu können. Meist wurde diese Hoffnung enttäuscht, denn für die meisten Weißen blieb auch ein getaufter Indianer ein „gottloser Heide“.

 

Während des nordamerikanischen Bürgerkrieges versuchten der Norden und der Süden, indianische Stämme auf ihre Seite zu ziehen. Nicht nur als Verbündete, sondern indem sie reguläre Regimenter der Infanterie und Kavallerie rekrutierten, die vollkommen aus Indianern bestanden und indianische Offiziere besaßen. Während manche dieser Truppen auf ihre traditionelle Weise handelten und geführt wurden, gab es andere, die einer straffen militärischen Organisation unterworfen waren sowie Uniform und Ausrüstung der Weißen nutzten.

 

Es gab einzelne Indianer, Gruppen, Stämme und ganze indianische Nationen, die in zahlreichen Begegnungen und Gefechten am Bürgerkrieg teilnahmen.  Sie kämpften auf beiden Seiten, überwiegend auf dem östlichen und westlichen Kriegsschauplatz und im Bereich des Mississippi. Bei Ausbruch des Bürgerkrieges schloss sich zum Beispiel die Mehrheit der Cherokees der Union an, einige hingegen der Konföderation. Sie kämpften mit dem Wissen, dass, falls ihre Seite verlor, ihre Stämme darunter zu leiden hätten. Andererseits hofften sie darauf, dass ihr Engagement zu Verbesserungen der Lebensbedingungen ihrer Stämme führen würde, wenn sie auf der Siegerseite standen und diese den Anteil der Indianer anerkannte.

 

Insgesamt kämpften 28.693 Indianer für die Union oder die Konföderation. Viele nahmen an bekannten Schlachten wie Pea Ridge, 2nd Manassas (Bull Run), Antietam, Spotsylania und Cold Harbor teil. Angehörige vieler Stämme kämpften auf beiden Seiten und trafen somit als Gegner aufeinander. Hierzu gehörten Kämpfer der Delaware, Creek, Cherokee, Seminole, Kickapoo, Osagen, Shawnee, Choctaw, Lumbee, Chickasaw, Irokesen, Powhatan, Pequot, Chippewa, Huronen, Odawa, Potawatomi, Catawba und Pamunkey.

 

Einige Kämpfe fanden innerhalb der Indianergebiete statt. Im Juli 1863 stieß eine konföderierte Streitmacht, bestehend aus Indianersoldaten unter dem Befehl von General Stand Watie, gegen den Cabin Creek in Oklahoma vor und erlitt eine Niederlage gegen die Unionstruppen, unter denen sich auch die 1st Kansas Colored Infantry (Farbigenregiment) befand. Im September 1864 gelang es Stand Watie, gemeinsam mit den weißen Soldaten von Brigadier-General Richard Gano, die Unionskräfte unter Major Henry M. Hopkins zu schlagen.

 

Delawaren demonstrierten ihre Loyalität zur Union durch Angriffe auf die Wichita Agency oder das Tonkawa Massaker im Oktober 1862. Dabei griffen nordamerikanische Ureinwohner auf Seiten der Union nordamerikanische Ureinwohner auf Seiten des Südens an, töteten fünf konföderierte Agenten, eroberten eine Fahne, 1.200 Dollar in konföderierten Wertpapieren sowie 100 Ponies.

 

Die Nation der Cherokees kämpfte wiederum ihren eigenen Bruderkrieg aus. Das Volk war geteilt. Auf der einen Seite der Unionstreue Oberhäuptling Chief John Ross und auf der anderen Seite der konföderierte Indianergeneral Stand Watie. John Ross wollte seine Stämme während des Bürgerkrieges neutral halten, doch die konföderierten Siege bei Manassas / Bull Run und Wilson´s Creek führten unter den Angehörigen zu unterschiedlichen Loyalitätsbekundungen. Stand Watie und etliche Cherokee-Krieger traten der konföderierten Armee bei, in der man ihn zum Colonel machte und den Befehl über ein Batallion aus Cherokees gab. Schließlich wurde er zum General befördert und erhielt eine eigene Brigade.

 

Die Konföderation schloss einen Vertrag mit den Cherokee, in denen die Cherokee-Nation alle Verpflichtungen, die sie gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika eingegangen war, auf die Konföderation übertrug. Der Vertrag mit der Konföderation garantierte den Cherokees die Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung, Werkzeugen und anderen Gütern.

 

Die Cherokees stellten mehrere berittene Regimenter, teilweise als berittene Schützen (Mounted Rifles), wurden jedoch bereits im Sommer 1862 von Unionstruppen zur Aufgabe gezwungen. Chief John Ross sah sich daher gezwungen, den Rest des Krieges in Washington zu verbringen und der Union, im Namen seines Volkes, die Treue zu schwören.

 

In Abwesenheit von John Ross führte Stand Watie den Krieg jedoch weiter. Schließlich befehligte er eine Kavalleriebrigade und machte sich durch erfolgreiche Raids einen Namen.

 

Indianer dienten als reguläre Soldaten. Uniformiert und diszipliniert und bereit, für die jeweilige Sache ihr Leben zu opfern. Als besonders tragisch ist hier das Schicksal der Catawba zu nennen. Praktisch alle männlichen Angehörigen dieses Stammes dienten in der 5ten, 12ten und 17ten South Carolina Infanterie und nahmen an der 7-Tage-Schlacht, der zweiten Schlacht von Manassas / Bull Run, Antietam und schließlich den Grabenkämpfen von Petersburg teil. Die Verluste der Catawba waren dabei dermaßen hoch, dass die männliche Linie des Stammes praktisch ausgelöscht wurde.

 

Indianer dienten nicht nur als Soldaten. Sie fungierten als Lotsen auf den Flüssen, als Kundschafter, kämpften als Guerillas oder spionierten für ihre Seite.

 

In den Armeelisten der Union werden etliche Regimenter „Colored Troops“ ausgewiesen. Entgegen der allgemeinen Meinung bestanden diese Truppen jedoch nicht ausschließlich aus afroamerikanischen Soldaten unter dem Befehl weißer Offiziere, sondern ebenso aus Indianern verschiedener Stämme.

 

General Ely S. Parker, Angehöriger des Volkes der Seneca, formulierte die schriftlichen Bedingungen bei Appomattox Court House, wo General Robert E. Lee für den Süden kapitulierte. Parker war Sekretär des U.S.-Generals Ulysses Simpson Grant und zugleich ein erfahrener Anwalt. Lee soll beim Anblick Parkers gesagt haben: „Ich bin erfreut, hier einen wahren Amerikaner zu sehen.“ Parkers Antwort: „Wir alle sind Amerikaner.“

 

Zehntausende von Indianern kämpften für den Norden oder den Süden und Tausende von ihnen starben. Die Hoffnung, dass sich ihr jeweiliges Engagement für die Zukunft ihres Stammes auszahlen werde, erfüllte sich nur in seltenen Fällen.

 

Heute hört man eher vom Protest der „Native Americans“ gegen die Regierung in Washington. Voller indianischem Stolz wird die umgedrehte US-Flagge gezeigt, Zeichen der Verachtung für dieses Symbol des weißen Amerika. Doch dieses Bild täuscht, denn die meisten Indianer haben sich mit der Realität arrangiert. Sie kämpfen für ihre Rechte, doch ebenso für die Fahne jenes Landes, welches sie nun mit so vielen ethnischen Gruppen teilen. Auf manchem Indianerfest zeigen die Veteranen von Heer, Marine oder Luftwaffe, in welcher Einheit sie mit Stolz gedient haben.

 

Unvergessen sind sicher die besonderen Verdienste der Navajo-Indianer, die während des Pazifikkrieges gegen die Japaner die Funkmeldungen in ihrer Stammessprache durchgaben. Den Japanern gelang es nie, diesen „Code“ zu entschlüsseln.

 

An dieser Stelle weise ich darauf hin, dass ich in der Reihe „Die Pferdesoldaten“ auch das Thema der indianischen U.S.-Kavalleristen aufgreifen werde. Drei Jahre lang wurden alle K-Kompanien der Kavallerieregimenter aus Indianern verschiedener Stämme gebildet. Uniformierung, Ausstattung und Ausbildung entsprachen den Regularien. Diese Kavallerietrupps sind allerdings nicht mit den Scout-Kompanien zu verwechseln, die während der Apachenkriege aufgestellt wurden. Das Experiment Indianerkavalleristen wurde nach drei Jahren aufgegeben und ich hoffe, dass mein künftiger Roman die Umstände auf spannende Weise erhellt.

Wer sich näher für Indianersoldaten des Nordens oder Südens interessiert, dem empfehle ich die Recherche im Internet. Man muss vielleicht ein wenig tiefer „graben“, doch man fördert Interessantes zutage.

Spione und Agenten

 

Auf beiden Seiten gab es Sympathisanten, welche Informationen sammelten oder Beobachtungen machten, die sie weitergaben und mit denen sie zu Sieg oder Niederlage beitragen konnten. Die Konföderation bediente sich sehr geschickt einer Vielzahl von Spionen, von denen besonders die weiblichen gezielt eingesetzt wurden. Es war eine gefährliche Aufgabe, bei der selbst eine Frau im Gefängnis oder bei einer Hinrichtung enden konnte. Der Süden war dabei dermaßen erfolgreich, dass die U.S.-Regierung die Detektei Pinkerton damit beauftragte, Spione dingfest zu machen. Eine eigene Abteilung der „Gegenspionage“ wurde gegründet, aus der letztlich der „U.S.S.S.“, der United States Secret Service, entstand.

 

Dabei beschränkten sich Spione keineswegs nur auf die Beschaffung von Informationsmaterial. Die erste Schlacht von Bull Run/Manassas, im Juli 1861, wurde eigentlich erst durch den Einsatz der Südstaaten-Agentin Rose O’Neal Greenhow möglich. Da den Konföderierten Zündhütchen für ihre Gewehre fehlten, besorge sie Zehntausende davon und schmuggelte sie, durch die Linien der Union hindurch, zu den eigenen Truppen.

 

Gegenspionage und der United States Secret Service (U.S.S.S.)

Der nordamerikanische Bürgerkrieg sah jedoch viele reale Kriegsschauplätze. Er wurde zu Lande, zu Wasser und, wenn man die Experimente mit Luftschiffen und die Beobachtungsballons einrechnet, in der Luft ausgetragen. Der Krieg tobte in den Medien, die sich auf beiden Seiten patriotisch und keineswegs neutral zeigten. Während des Bürgeraufstandes im Jahr 1863 griff eine große Zahl Bewaffneter das New York Times Gebäude in New York an und konnte nur abgewehrt werden, da der Verleger drei der ersten Gatling-Guns privat erworben hatte. Das Gewerbe der Spionage war nicht neu, aber während des Bürgerkrieges erstmals so umfassend und gefährlich, dass Lincoln mit den Detektiven von Pinkerton erstmals eine Abteilung der „Gegenspionage“ ins Leben rief, aus welcher der United States Secret Service (U.S.S.S.) entstand.

Deutsche im nordamerikanischen Bürgerkrieg

 

Deutsche auf Seiten der Union

 

Die United States of America waren immer ein Einwanderungsland. Das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ lockte Familien und ganze Gemeinden mit dem Versprechen, auf dem neuen Kontinent sein Glück machen und ohne Not leben zu können. Andere waren der feudalistischen Heimat überdrüssig und sehnten sich nach der Heimat der Demokratie, in der die Regierung vom Volk, für das Volk und durch das Volk ausgeübt werde. Wieder andere trieb der Hunger aus der alten Heimat. Hunderttausende wanderten aus und nicht wenige Hoffnungen wurden enttäuscht und Illusionen geraubt.

 

Die Einwanderungswelle schwoll während der Jahre des nordamerikanischen Bürgerkrieges kaum ab. Anlaufpunkt der Überseeschiffe war größtenteils Ellis Island, eine vorgelagerte Insel im Hafen von New York, der man wohlweislich noch nicht den Status des Bodens der U.S.A. verliehen hatte. Aus dem Betreten der Insel konnten die Einwanderer daher keine Rechte zum Verbleib ableiten. Auf Ellis Island warteten nicht nur die Beamten der Einwanderungsbehörde, sondern auch die Werber der U.S.-Army.

 

Ihr Angebot war für jene, die keine Wohnung und keine Arbeit in Aussicht hatten, durchaus verlockend: Verpflichtete man sich für drei Jahre zum Armeedienst, so erhielt man nach der Entlassung ein Handgeld für den Start in die Zukunft und die vollen Bürgerrechte.

 

Viele Einwanderer aus den verschiedensten Herkunftsländern nahmen das Angebot an.

 

Es wäre jedoch falsch, den Eindruck zu erwecken, die vielen sich zum Militärdienst verpflichtenden Einwanderer seien alle beim Betreten von Ellis Island rekrutiert worden. Der größte Teil der in der Unionsarmee oder auch der Südstaatenarmee kämpfenden „Ausländer“ waren Männer, die seit Jahren in der Union lebten und sich bereits eine Existenz aufgebaut hatten. Mancher hatte in Europa gegen die Monarchie gekämpft und wollte nun die amerikanische Republik verteidigen, welche zu jenem Zeitpunkt die einzige etablierte und funktionierende Demokratie war.

 

Allein die Anzahl der in Deutschland geborenen Einwanderer betrug im Jahr 1860 rund 1, 3 Millionen. Von ihnen lebten rund 72.000 im Gebiet der Südstaaten. Von diesen waren etliche Anhänger des Südens, was nicht besonders verwundern kann, denn diese Neuamerikaner waren meist mit Hilfe der Adelsvereine in die Staaten gekommen. Adlige bezahlten Reise und Ausstattung von Auswanderungswilligen, wenn diese sich verpflichteten, dort zu siedeln, wo es der Adlige beabsichtigte und sie sich ihm gemäß der Vereinsstatuten bereitwillig unterordneten. Auf einen vereinfachten Nenner gebracht, siedelten in den Nordstaaten überwiegend die Anhänger der Demokratie und Gegner des Feudalismus, während sich viele Deutsche in den Südstaaten dem Feudalismus verpflichtet fühlten, dem sie schließlich ihre neue Lebensgrundlage zu verdanken hatten.

 

So erklärt sich auch durchaus, dass der republikanische Präsidentschaftskandidat Abraham Lincoln nur in zwei Wahlkreisen im Süden gewann, obwohl mehrere von ihnen von deutschen Einwanderern dominiert wurden. Dort, wo Lincoln im Süden gewann, handelte es sich bei den deutschen Siedlern mehrheitlich um Achtundvierziger, also jene Anhänger der Demokratie, die in Deutschland im Rahmen der demokratischen Revolution von 1848/1849 gekämpft und verloren hatten. In ihrer Teilnahme am Bürgerkrieg, auf Seiten der Union, sahen sie die Fortsetzung ihres Kampfes für die Freiheit und die Einheit der demokratischen Union. Den Deutschen war die Leibeigenschaft noch in Erinnerung, weswegen sich fast alle gegen die Sklaverei aussprachen.

 

Die U.S.-Behörden hielten genau fest, wie hoch die Anteile in den verschiedenen Ethnien waren, die sich zum Dienst in der Unionsarmee einschrieben. Bei den Deutschstämmigen waren dies fünfzig Prozent. Sie stellten damit die größte Gruppe dar, was dazu führte, das ungefähr jeder zehnte Unionssoldat deutsche Wurzeln hatte. Rund ein Sechstel davon wurden aufgrund Wehrpflicht eingezogen.

 

Fünfundsiebzig Prozent dienten in Regimentern, in denen der Anteil der Deutschen höchstens fünfzehn Prozent betrug. Dort war es gängige Praxis, die Deutschen in eigenständigen „deutschen Kompanien“ aufzustellen. Dreißig Regimenter bestanden zur Hälfte aus Deutschen, die gleiche Zahl ausschließlich aus Deutschen, wobei diese auch die Offiziere stellten.

 

Die Verbundenheit der Deutschen untereinander war so groß, dass gelegentlich Wehrpflichtige aus „gemischten“ Regimentern desertierten, um sich dann reindeutschen Truppen anzuschließen. Ein Grund hierfür war allerdings auch der Umstand, dass in den Regimentern oft die „Sprache des Soldaten“ Anwendung fand. In rein deutschen Einheiten sprach und befahl man in Deutsch, in italienischen Verbänden Italienisch u.s.w.

 

Dieser „Sprachwirrwarr“ war für die Kommunikation auf dem Schlachtfeld nicht gerade förderlich, zumal die Armee aufgrund der Verluste oder des Ablaufs der Verpflichtungszeiten gezwungen war, bald keine Rücksicht mehr auf die Zugehörigkeit zu einer Ethnie zu nehmen. Bis zum Jahr 1862 gab es immer mehr Regimenter, in denen Englisch, Deutsch, Italienisch, Polnisch etc. gesprochen wurde. Die logische Folge war, dass das Kriegsministerium neue Vorschriften erließ und Englisch als Umgangs- und Kommandosprache durchsetzte.

 

Freiwilligenregimenter zogen zu Kriegsbeginn mit durchaus individueller Bewaffnung und Uniformierung ins Gefecht. So gab es auf der Unionsseite graue Uniformen und bei den Konföderierten Blaue. Hinzu kam der Einfluss ausländischer Verbände, deren Uniformen Gefallen fanden. So gab es Husaren, mit den für sie typischen Uniformen, Lanzenreiter, Zouaven, welche sich an die türkischen Truppen anlehnten, bis hin zu den „Rothemden“ der Freiheitskämpfer des Italieners Garibaldi.

 

Besonders die deutschen Freiwilligen orientierten sich an der alten Heimat, was auch darauf fußte, dass viele von ihnen Erfahrungen in der Revolution gesammelt hatten. So wurde nach den Militärhandbüchern von Preußen oder Hannover gedrillt, bis auch diese Eigenheit im Jahr 1862 durch einheitliche Vorschriften der Unionsarmee ersetzt wurde.

 

Ein gewisser Nationalismus haftete den Deutschen an, die in den deutschsprachigen Zeitungen immer wieder Artikel veröffentlichten, in denen die Tüchtigkeit der Deutschen hervorgehoben wurde. So wurde attestiert, dass deutsche Offiziere besser kommandieren, deutsche Regimenter besser kämpfen, deutsche Feldlager sauberer und deutsche Truppen gesünder seien.

 

Dies führte wiederum zu Missstimmungen in amerikanischen Zeitungen und innerhalb des Militärs. Fortan wurde es üblich, nach Fehlschlägen die deutschen Truppen hierfür verantwortlich zu machen. Besonders gravierend war dies nach der Schlacht von Chancellorsville, da den Deutschen hier Versagen und sogar Feigheit vorgeworfen wurde. In dieser Schlacht war es General Lee gelungen, die Unionstruppen überraschend zu umgehen und in der Flanke zu packen, was bei der Union zu erheblichen Verlusten führte.

 

Die Schuld lag hier jedoch nicht bei den Deutschen. Diese hatten die Umgehung bemerkt und an U.S.-General Howard gemeldet, der sie jedoch ignorierte. Auch auf eine zweite Meldung der Deutschen, mit der dringenden Bitte, die eigenen Truppen entsprechend umzugruppieren, regierte der General nicht. Schließlich verlegten die Deutschen ohne Befehl, doch es war zu spät.

 

Die amerikanische Presse fand ihren Sündenbock in den „Deutschen“, wobei ausgerechnet das betroffene Unions-Corps zu 67 Prozent aus anderen Ethnien, hauptsächlich „Ur-Amerikanern“, bestand.

 

Der schlechte Ruf der Deutschen mag auch darin begründet sein, dass sie in den ersten Kriegsjahren keine bedeutende Rolle auf dem Schlachtfeld innehatten. Die meisten ihrer Regimenter und Brigaden wurden der „Army of the Potomac“ zugeteilt, deren Aufgabe darin bestand, ein Vordringen der Konföderierten gegen das nahe Washington zu verhindern. Die ersten Befehlshaber der Potomac-Armee waren zögerliche Typen, die beständig nach mehr Truppen schrien und es vermieden, gegen die Rebellen vorzugehen. Wenn dies dann doch einmal, auf zu hohen Druck in der Presse, geschah, so gingen diese Generäle so zaghaft und ungeschickt vor, dass man ihre Feldzüge nur als klägliches Versagen bezeichnen kann. So erhielt die „Army of the Potomac“ schon bald die inoffizielle Bezeichnung „Lincolns Leibgarde“.

 

Des ungeachtet gab es eine Reihe von Deutschen, die als Offiziere im Bürgerkrieg Karriere machten, sich als fähige Kommandeure erwiesen und nach Kriegsende eine politische Laufbahn einschlugen. Zu diesen Männern gehörten Carl Schurz, Ludwig Blenker, Franz Sigel und Alexander Schimmelpfennig.

 

 

 

Deutsche auf Seiten der Konföderation

 

Rund 72.000 Deutsche lebten zu Beginn des Bürgerkrieges in jenen Staaten, die sich als Konföderation zusammenschlossen. Sie hatten sich der Lebensweise im Süden angeschlossen, wobei es jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden gab. Als Beispiel dienen mir hier Charleston und Richmond.

 

In Charleston hatte sich die größte deutsche Gemeinde gebildet. Sie war sehr wohlhabend, hielt Sklaven und unterstützte von Beginn an die Konföderation und deren Streitkräfte. Man kann pauschal sagen, dass jene Deutsche, die selber Sklaven hielten, auch bereit waren, die Sache des Südens mit der Waffe in der Hand zu verteidigen, die Sklavereigegner unter ihnen jedoch in der Regel gegen die Abspaltung von der Union waren. Dies wurde besonders in Richmond, der Hauptstadt der Südstaaten, deutlich. Dort wurden in den Jahren 1862 bis 1864 insgesamt 384 Deutsche ohne weitere Begründung inhaftiert, da man sie für Sympathisanten der Union hielt.

 

Das Misstrauen gegen die Deutschen war im Süden nicht ganz unbegründet. Die Deutschen stellten für den Kampf gegen die Union das 20ste Louisiana-Infanterieregiment auf, welches allerdings nur fünf Kompanien stark war. Viele der Soldaten liefen bei erster Gelegenheit zur Union über. Die Vorbehalte im Süden gegen die Deutschen wurden auch dadurch gestärkt, dass viele Deutsche in der Unionsarmee dienten.

 

In Texas dienten Deutsche im 6ten Texas-Infanterieregiment als „Long Prairie German Company“. Im Januar des Jahres 1863 geriet das Regiment bei Arkansas Post in Gefangenschaft, worauf einhundertzweiundfünfzig Deutsche und Polen den Treueid auf die Union ablegten. Damit war die „Long Prairie German Company“ praktisch aufgelöst.

 

Bekannte deutsche Offiziere in der Konföderation waren der Abenteurer und einst königlich-preußische Rittmeister Heros von Borcke, der es in J.E.B. Stuarts Stab bis zum Lieutenant-Colonel brachte, und der Regimentskommandeur der 1sten texanischen Kavallerie, August Carl Büchel.

 

 

 

Die deutsche Division

 

In den Truppen der Unionsstaaten New York, Ohio, Illinois, Pennsylvania, Indiana, Missouri und Wisconsin gab es einen hohen Anteil Deutscher. Rasch meldeten sie sich zu eigenen Regimentern. So wurden die „First German Rifles“ unter Colonel Ludwig Blenker in New York aufgestellt und dort unter der offiziellen Bezeichnung „Eight New York Volunteer Infantry Regiment“ geführt. Sehr schnell entstanden weitere Einheiten und so wuchs in den deutschen Kommandeuren der Wunsch, die verschiedenen Regimenter in gemeinsamen Brigaden und Divisionen zusammenzufassen.

 

So gab Colonel Blenker schon bald den Befehl über die 8te New Yorker Infanterie an seinen Stellvertreter ab und übernahm als Brigadier-General das Kommando über die erste Brigade der fünften Division der „Army of the East“. Sie bestand aus seinem ursprünglichen 8ten sowie der 29sten, 39sten und 41sten New Yorker Infanterie und dem 27sten Freiwilligen-Infanterieregiment aus Pennsylvania.

 

Die Deutschen wollten sich bewähren, doch als es am 25. Juli 1861 zur ersten größeren Schlacht kam, blieb die Brigade Blenker während des ganzen Tages in der Reserve. Als sich die Niederlage der Unionsarmee abzeichnete, wurde die Brigade eingesetzt, um den panischen Rückzug zu decken. Dies gelang und in der späten Nacht rückte Blenker in bester Ordnung in Washington ein.

 

Obgleich es sich um einen Rückzug gehandelt hatte, war der erste Kampfeinsatz für die Deutschen ein voller Erfolg. Eine deutsche Zeitung berichtete: „Alle Blätter waren voll des Ruhmes und Preises der deutschen Regimenter. Diese waren die einzigen, welche durch ihre untadelhafte militärische Ordnung dem verfolgenden Feinde imponiert und ihn zum Halten gebracht, und welche in ungebrochenen Reihen, trotz den Anstrengungen des Marsches, Washington erreicht hatten. Der Name unseres Brigadier-General Blenker ist nun in Aller Munde. Die oberen Behörden in Washington sind ihm nunmehr sehr günstig gestimmt. Seine Brigade soll zur Division erweitert werden.“

 

Blenker machte sich sofort daran, seine Brigade zu einer „deutschen Division“ aufzustocken, die aus drei Brigaden bestehen sollte. Um sein Ziel einer rein deutschen Truppe zu erreichen, griff er ausschließlich auf Einheiten der Staaten New York und Pennsylvania zu. Dennoch blieb es eine „gemischte“ Truppe, denn die 39ste New Yorker Infanterie, die „Garibaldi Guard“, bestand aus einer italienischen, einer spanischen, einer französischen, einer schweizerischen, einer deutsch-ungarischen und fünf deutschen Kompanien.

 

Blenker gelang es jedoch, das Bild seiner Division als rein deutsch zu vermitteln, ohne zu ahnen, dass dies schon bald zum Nachteil der Deutschen gereichte. Blenker erlebte dies allerdings nicht mehr als Offizier mit. Im Frühjahr 1862 wurde er mit seiner deutschen Division ins Shennandoah-Tal entsandt, um dort die Truppen von General Freemantle gegen die des konföderierten Generals Jackson zu unterstützen. Freemantle setzte die Deutschen jedoch nicht als geschlossenen Kampfverband ein, sondern teilte sie auf und missachtete während der Kämpfe die Befehlskette, in dem er Blenker überging. Frustriert reichte Blenker daraufhin seinen Abschied ein.

 

 

 

Das XI. (deutsche) Korps der Union

 

Dank des Engagements deutscher Generäle wie Schurz und Sigel sowie der Unterstützung von Präsident Abraham Lincoln wurde das I. Korps der „Army of Virginia“ unter Sigels Führung zu der erhofften „deutschen“ Einheit und nahm an Popes Feldzug in Virginia teil. Im September 1862 ging es dann im XI. Korps der „Army of the Potomac“ auf.

 

Während des Antietam-Feldzuges blieb das Korps als Flankendeckung zurück und die Schlacht von Fredericksburg konnte es nicht rechtzeitig erreichen.

 

Seine erste richtige Schlacht erlebte das XI. Korps, unter Major-General Franz Sigel, in den ersten Maitagen 1863 in den Wäldern von Chancellorsville unter dem Oberbefehl von Major-General Otis O. Howard. Die Schlacht wurde zu einem Desaster und die Schuld daran, wie schon zuvor in diesem Beitrag erwähnt, den Deutschen zugeschoben.

 

 

 

Die Deutschen bei Gettyburg, der 1. Tag

 

Knapp zwei Monate nach dem Debakel bei Chancellorsville traf die "Army of the Potomac" erneut auf General Lee. In der wohl bekanntesten Schlacht des amerikanischen Bürgerkriegs griff Lee die Unionsarmee bei Gettysburg an.

 

Das XI. Korps wurde gleich zu Beginn der Kämpfe in die Schlacht geworfen. General Howard übernahm den Befehl über das I. und XI. Korps und General Schurz mußte, neben seiner eigenen Division, eine zweite übernehmen. Die dritte Division von Steinwehr besetzte den strategisch wichtigen Friedhofshügel.

 

Karl Schurz ging gegen Mittag mit seinen beiden Divisionen über Gettysburg hinaus vor und bezog nördlich davon Stellungen. Gegen 16:00 Uhr, als der weit überlegene Feind schon bedenklich nahe an die eigene Stellung herangekommen war, erhielt Schurz den Befehl zum Rückzug auf den Friedhofshügel. Aufgrund der Nähe zum Feind artete dieser Rückzug in den engen Straßen der Stadt Gettysburg schnell zu einer Flucht aus. Diese Flucht wurde dem XI. Korps und den Deutschen von der amerikanischen Presse schwer angelastet.

 

 

 

Die Deutschen bei Gettyburg, der 2. Tag

 

Am 02. Juli 1863, dem zweiten Tag der Schlacht, wurde das XI. Korps verlegt. Seine Stellung befand sich nun dort, wo die von Süden nach Norden verlaufende Unionslinie nach Osten abknickte. Seine Flanke war links an Culps Hill angelehnt. Hier wurde das Korps am späten Nachmittag angegriffen. Die Brigade von Gilsa wurde dabei überrannt, doch es gelang den Einbruch wieder abzuriegeln, so dass den Konföderierten der Durchbruch durch die Unionsfront versagt blieb.

 

Den dritten Tag der Schlacht verbrachte das XI. Korps in relativer Ruhe, da überwiegend benachbarte Einheiten in die Kämpfe eingebunden waren.

 

 

 

Nach der Schlacht erhob man in der amerikanischen Presse erneut den Vorwurf des Versagens und der Feigheit gegenüber den Deutschen. Während der Schlacht von Gettyburg verlor das XI. Korps rund vierzig Prozent seines Bestandes.

 

 

 

Bis zum Ende des Krieges

 

Im Herbst 1863 wurde das XI. Korps auf den westlichen Kriegsschauplatz nach Chattanooga verlegt. Dort traf es mit jenen deutschen Verbänden zusammen, die bislang im Westen gekämpft hatten. Pea Ridge, Murfreesboro, Shiloh und Vicksburg waren Stationen der erfolgreichen Einsätze der Deutschen, die bei Chattanooga einen wesentlichen Beitrag zu einem entscheidenden Sieg der Union leisteten.

 

Am 23. November eröffnete Peter Joseph Osterhaus die Schlacht von Chattanooga mit einem Angriff auf den Lookout Mountain, der höchsten dortigen Erhebung. Dieser Angriff führte zur Vertreibung der Rebellen aus ihren dortigen Stellungen. Am 24. November wurde die Schlacht mit einem allgemeinen Angriff auf die konföderierten Hauptstellungen fortgesetzt. Diese hatten ihre Positionen auf einem langgezogenen Höhenrücken, dem Missionary Ridge, bezogen. Nach der Erstürmung der ersten feindlichen Grabenlinie sollten die Nordstaatentruppen verharren, doch General August Willich fand diese Position für seine Brigade äußerst unvorteilhaft. Er setzte daher den Angriff auf eigene Faust fort. Die angrenzenden Brigaden schlossen sich dieser Bewegung an. Die Höhe wurde im ersten Ansturm genommen und somit ein glänzender Sieg für die Union errungen.

 

Im Frühjahr 1864 begann der sogenannte Atlanta-Feldzug unter Major-General William Tecumseh Sherman. Das XI. Korps war nur indirekt dabei, denn es war im April, gemeinsam mit dem XII. Korps, in das neugebildete XX. Korps überführt worden. Im September 1864 endete dieser Feldzug mit der Einnahme Atlantas.

 

Nach einer kurzen Ruhepause für die erschöpften Truppen begab sich Shermans Armee erneut auf den Weg. Es begann der berühmt-berüchtigte „Marsch zur See“. Auf diesem ernährte die Armee sich ausschließlich aus dem Land und hinterließ einen sechzig Meilen breiten Streifen der Verwüstung.

 

Auch auf dem östlichen Kriegsschauplatz war es seit der Schlacht bei Gettysburg für die Union zwar langsam, aber doch stetig vorangegangen. Im Mai 1864 begann General Grant seinen Vormarsch auf Richmond. Dieser wurde bei Petersburg im Juni/Juli von General Robert E. Lee und dessen Konföderierten gestoppt. Die beiden Armeen lagen sich in einem kräftezehrenden und blutigen Grabenkrieg gegenüber.

 

Im Mai 1864 übertrug der neue Oberbefehlshaber der Armee, Lieutenant-General Ulysses Simpson Grant, nochmals ein Feldkommando auf Franz Sigel.  Dieser sollte das Shenandoah Tal für die Union sichern. Franz Sigel gelang es jedoch nicht, seinen Auftrag zu erfüllen. Er wurde bei New Market geschlagen. Wenig später nahm er seinen Abschied.

 

Anfang 1865 trat General Sherman von Savannah aus gegen North Carolina und South Carolina an. Mitte Februar 1865 kapitulierte der Südstaatengeneral Johann A. Wagener und übergab die Hafenstadt Charleston. Die ersten Truppen, die in die Stadt einmarschierten, gehörten zu den deutschen Einheiten.

 

Im April 1865 endete der Grabenkrieg vor Petersburg und Robert E. Lee kapitulierte für die konföderierte Armee bei Appomattox Court House. Damit endete offiziell ein Krieg, dessen Wunden bis heute nicht verheilt sind.

 

George  Armstrong  Custer

Ein Soldat mit deutschen Wurzeln

 

George Armstrong Custer besaß deutsche Vorfahren und graduierte am 24.06.1861 als Schlechtester seines Jahrgangs in West-Point zum Second-Lieutenant. Wegen fortgesetzter Disziplinlosigkeiten entging er nur knapp dem Hinauswurf von der Offiziersakademie. Er begann seinen Dienst bei der 2ten U.S.-Kavallerie und war ab Februar 1862 beim 5ten U.S.-Kavallerieregiment. Am 5. Juni 1862 wurde er von General Pleasonton zum Captain der Freiwilligen ernannt und gelangte in den Stabsdienst. Auch hier fiel er durch Disziplinlosigkeit, aber auch Tollkühnheit auf. Es ist überliefert, das General Pleasonton besonderen Gefallen am Wagemut seines Stabsoffiziers fand. In dieser Funktion begleitete Custer den General auch in die Schlacht von Brandy Station. Aufgrund besonderer Tapferkeit ernannte Pleasonton Custer am 29. Juni 1863 zum Brigadier-General der Freiwilligen.

 

Heutzutage wird Custers Rang immer wieder mit Lieutenant-Colonel (Oberst-Leutnant) oder General angegeben. Dies erscheint zunächst widersprüchlich, weswegen ich hier auf die Besonderheiten der amerikanischen Dienstgrade eingehen will.

 

Es gibt drei Unterscheidungen. Den Rang im regulären Militär, der United States Army, den Rang im Freiwilligen-Heer, den United States Volunteers, sowie Ehrendienstgrade, die sogenannten „Brevet“-Ränge.

 

Custer wurde während des Bürgerkrieges bis zum Generalmajor der Freiwilligen (Major General USV) befördert. In Anerkennung seiner Verdiente erhielt er zudem bei Kriegsende ehrenhalber den Brevet-Rang eines Major-General (Generalmajor) des regulären US-Heeres. Dies war allerdings ein reiner Ehrentitel, der Custer zu dem Recht verhalf, als General angesprochen zu werden, obwohl sein Dienstgrad in der regulären Armee weitaus niedriger war. Zum Zeitpunkt der Schlacht vom Little Big Horn bekleidete Custer den regulären Rang eines Lieutenant-Colonel und war stellvertretender Kommandeur der 7ten U.S.-Kavallerie. Das Regiment wurde von Colonel Smith befehligt, der es krankheitsbedingt jedoch nicht zum Little big Horn führen konnte. Daher wird Custer immer als Kommandeur der 7ten Kavallerie genannt, obwohl er, genau genommen, nur dessen Stellvertreter war.

 

Custer´s Brigade, die „Wolverines“

Das Foto zeigt das Lager einer Gruppe von Re-enactors, die sich der siebten Michigan verschrieben haben.

 

Mit der Beförderung zum Brigadier-General der Freiwilligen, im Juni 1863, erhielt George Armstrong Custer von Major-General Pleasonton den Befehl über eine Brigade der Freiwilligen-Kavallerie. Dabei handelte es sich um die 1ste, 5te, 6te und 7te Michigan Volunteer Cavalry. Die Brigade wurde daher als „Michigan Cavalry Brigade“ oder auch „Custer´s Brigade“ bezeichnet. Custer drückte ihr rasch seinen eigenen Stempel auf und wollte, dass sich seine Brigade von anderen abhob. So war es in seiner Truppe schon bald Vorschrift, dass Offiziere und Mannschaften rote Binder oder Halstücher trugen, die sie als Angehörige von Custer´s Einheit kennzeichneten. Die Brigade wurde auch als „Wolverines“ (Vielfraße) bezeichnet. Trotzt seines durchaus rücksichtslosen Führungsstils war Custer aufgrund seines Wagemuts, ansteckenden Enthusiasmus und Erfolges sehr beliebt bei seinen Männern. Nach dem Bürgerkrieg traten etliche der erfahrenen Reiter der 7ten U.S.-Kavallerie bei und folgten ihm bis zum Little Big Horn.

 

Die  Zeit  Der  Indianerkriege

Seitdem der erste Spanier und später die Weißen Nordamerika betraten gerieten die Ur-Einwohner des Landes zunehmend unter Druck. Indianer wurden mit Hilfe von Verträgen, deren Konsequenzen der "rote Mann" oft nicht begriff und die man häufig brach, einseitig anullierte und "nachbesserte", um ihr Land gebracht und wo Betrug nicht half, da wandte man Gewalt an. Der Westen lockte, wie man sicher verstehen kann, wenn man dieses Bild aus dem Yosemite-Nationalpark sieht. Es ging um Siedlungsraum, es ging um Rohstoffe, es ging um die Gier nach Gold und es ging um das, was die weißen Amerikaner als "America´s Destiny" betrachteten: Den "göttlichen Auftrag" das Land zu zivilisieren und zu christianisieren.

Dabei war keine Seite ohne Schuld. Auf allen Seiten gab es Boshaftigkeit, Verrat und Gewalt. Aber es gab auf allen Seiten auch jene Menschen, die sich um ehrliche Verständigung bemühten, die gerechte Verträge ausarbeiteten und sie einhielten. Ehrlosigkeit und Ehre begleiteten das, was wir heute als "die Eroberung des Westens" bezeichnen.

Mittendrin standen Menschen, die eine neue Heimat suchten und nur in Frieden leben wollten und die Armee, welche Indianer tötete oder schützte und deren Soldaten den Entscheidungen von Politikern unterworfen waren, für die ein Menschenleben, ob Rot oder Weiß, oft keine Bedeutung besaß.

Indianische Ethnien

Der Begriff des „Indianers“ bezeichnet eine Ethnie, die man heute als „Native Americans“, also Ur-Einwohner, ansieht. Dabei gab es eine Vielzahl indianischer Völker, von denen viele durch Kriege oder Krankheit ausgerottet wurden. Einige der „Natives“ lebten ursprünglich nicht im Gebiet der heutigen U.S.A., sondern sind in diese Eingewandert. So liegt der Ursprung der Apachen im nördlichen Kanada und dieses Volk ist durchaus bezeichnend für viele andere indianische Volksgruppen, die entschlossen gegen andere Stämme kämpften. So ist das Wort „Apachu“ dem Dialekt der friedlichen Hopi-Puebloindianer entnommen und bedeutet schlicht „Feind“.

An Stelle des Wigwam oder Teepee (Tipi), das aus Büffelhäuten gefertigt wurde,  nutzten Indianer oft auch einfache Hütten aus Pflanzenmaterial. Hier ein Wickiup von Apachen.

 

Wenn man davon spricht, dass viele Indianervölker durch Kriege vernichtet wurden, so denkt man zunächst an die „Eroberung des Westens“ durch die Weißen. Die meisten Indianer starben jedoch durch Ihresgleichen. Stämme führten gegeneinander Krieg oder verbündeten sich sogar mit den Weißen, um ihren Feind zu vernichten. So kämpften Sioux einst Seite an Seite mit US-amerikanischen Truppen, bevor sie zu deren entschlossenen Gegnern wurden. Pawnee und andere Stämme verdingten sich der U.S.-Army als Scouts, ja etliche Stämme kämpften auf Seiten der Union oder Konföderation, da sie sich davon ein besseres Leben versprachen.

 

Die Begriffe von „Vettern“ oder „Brüdern“ im Sprachgebrauch der Western täuschen über die Realität hinweg. Hierzu braucht man sich nur vor Augen zu führen, welche Bedeutung die Stammesbezeichnungen der verschiedenen indianischen Völker haben. Nahezu jede bezeichnet den eigenen Stamm als „Volk“ oder „das Volk“, als „Menschen“ oder „Menschenwesen“. So waren Sioux und Cheyenne verbündete und damit Brüder oder Vettern, doch alle anderen Stämme gehörten nicht zu den Menschenwesen. Die Tötung eines Pawnee oder Shoshone war niemals ein Mord, da diese Stämme keine Menschenwesen waren.

 

Als eine kleine Gruppe von Chief Joseph´s Nez Percé der Umzingelung durch die Truppen von General Miles entkam und die kanadische Grenze erreichte, wurde sie von den in Kanada lebenden Sioux abgeschlachtet, da sie es nicht wert sei, im Land der großen weißen Mutter zu leben. Ein alter Greis überlebte und berichtete diesen Vorfall einem Lieutenant der U.S.-Cavalry. Dieser und ähnliche Vorfälle führten übrigens dazu, dass Kanada die Sioux wieder des Landes verwies.

 

In einem schweizerischen Radiointerview beklagte sich ein Cheyenne bitterlich, die Weißen hätten seinem Volk verboten, sich als Menschen zu bezeichnen. Der sichtlich empörte Radiomoderator kannte die Hintergründe nicht, denn christliche Missionare versuchten den Cheyennes in der Reservation begreiflich zu machen, dass sie nicht die einzigen Menschen seien.

 

In einem langen Gespräch, welches ich mit Chief Dare Bald Eagle führen durfte, bestätigte dieser mir, dass Rassismus zwischen den indianischen Völkern auch heute noch verbreitet sei.

 

Die „roten Heiden“

 

Wie so viele andere Offiziere jener Zeit, waren Lee und Stuart zutiefst religiös. Für sie beide waren Indianer tatsächlich gottlose Heiden. Stuart sah später die Yankees des Nordens übrigens als Diener Satans, die es mit Stumpf und Stiel auszurotten gelte.

 

Christliche Missionare der verschiedensten Kirchen wandten die verschiedensten Mittel an, die Indianer zu bekehren. Am effektivsten waren dabei die Schulen, die oft von Missionaren in den Indianerreservaten unterhalten wurden.

 

Auch die Indianer glaubten an einen einzigen Gott, den sie Manitu oder Wakan Tanka, den großen Geist, nannten. Was in unseren zehn Geboten als Sünde galt, war auch in ihrem Glaubensbild ein Verbrechen, wenigstens innerhalb der eigenen Ethnie.

 

Friedensverträge allgemein

 

Es wird heutzutage sehr gerne die Legende verbreitet, Indianer hätten praktisch keinen einzigen Friedenvertrag gebrochen. Dem kann man zustimmen, wenn man hier die indianische Mentalität zugrunde legt. In Wahrheit verstießen indianische Stämme immer wieder ihrerseits gegen bestehende Verträge. Generell kann man sagen, dass es auf beiden Seiten Männer gab, die nicht viel vom Frieden hielten.

 

Indianer sahen den Verstoß eines oder mehrerer Weißer gegen einen Vertrag als Bruch des Vertrages durch alle Weißen. Verübten hingegen kleine Gruppen von Kriegern oder Jungkrieger, die sich bewähren wollten, einen Überfall, so war dies in Augen der Indianer kein Vertragsbruch, sondern lediglich der Übermut einiger Krieger, die den Überfall ja nicht auf Geheiß des Stammes durchführten. Also: Griff ein Weißer einen Indianer an, war das eine Kriegserklärung der Weißen gegen die Roten. Griff ein Roter einen Weißen an, dann war das eine Aktion individuellen Übermuts, für die der Stamm nicht verantwortlich zeichnete. Natürlich gab es hier Ausnahmen, doch dies ist die Denkungsweise, die heute in Kreisen der Freunde der „Native Americans“ vorherrscht und dort zu der Ansicht führt, Indianer hätten die Verträge praktisch niemals gebrochen.

 

Allerdings trifft man in diesen Kreisen gelegentlich auch auf die Meinung, dass sich ein indianischer Krieger nicht mit dem Kriegshandwerk beschäftigte, sondern sich die Bezeichnung vom „inneren spirituellen Kampf“ gegen die eigene Schwäche ableitet.

 

An dieser Stelle möchte ich anführen, dass sich das „militärische“ System der meisten indianischen Stämme grundlegend von dem der Weißen unterschied. Es gab Friedens- und Kriegshäuptlinge, wobei letztere auch nur im Kriegsfall ihre Befugnisse hatten. Es gab in der Regel nicht das, was man als allgemeine Wehrpflicht bezeichnen könnte. Viele Kriegshäuptlinge mussten um ihre (freiwilligen) Mitstreiter werben. Wenn er beim Kampf keinen Erfolg hatte, konnte es durchaus sein, dass die Freiwilligen ihn verließen. Beim Rosebud-Feldzug General Crooks im Jahr 1876, bei dem die U.S.-Truppen gegen Sioux und Cheyenne kämpften, wird von indianischer Seite berichtet, dass es immer wieder Kriegstrupps gab, die genug vom Kampf hatten und nach Hause ritten, während sich andere Krieger den Kämpfen anschlossen. Auch wenn die Freunde der „Dog-Soldiers“ der Cheyenne mir nun böse sein könnten: Im Allgemeinen wurde ein Krieger, der sich dem Kampf verweigerte, deswegen in seinem Stamm nicht als Feigling angesehen. Kultur und Bräuche in den Stämmen waren oftmals so verschieden, wie die Namen ihrer Völker und einzelnen Stämme.

 

Deutsche Gemeinschaften im „Wilden Westen“

 

Die ersten Deutschen wanderten bereits ab dem Jahr 1607 nach Nordamerika aus. Es waren vereinzelte Siedler oder kleine Gruppen, die meist aus wirtschaftlichen Gründen oder wegen religiöser Unterdrückung eine neue Heimat gründeten. Noch heute existieren dort die Nachfahren von Religionsgruppen, wie den Mennoniten, den Amisch, der Herrnhuter Brüder oder der Tunker, die in geschlossenen Gemeinschaften leben und in der Regel alles Moderne ablehnen. Andere Deutsche flohen vor ihrer Einberufung zum Wehrdienst. Doch diesen ersten Einwanderern folgten bald größere Gruppen, die in ihrer Gemeinschaft erhalten blieben und eigenständige Siedlungen gründeten, die später zu Städten heranwuchsen.

 

Im Gegensatz zu den englischstämmigen Nordamerikanern waren den Deutschen freiheitliche Gedanken nicht fremd. Während der amerikanischen Revolution erwiesen sie sich als eine treibende Kraft, die Unabhängigkeit vom feudalistischen England voranzutreiben. So waren sie auch bei jener Versammlung aktiv, in der sich die neue amerikanische Nation ihre Verfassung gab.

 

Wer sich heutzutage gelegentlich über Deutsch-Englische Wortschöpfungen ärgert, das sogenannte Denglisch, der mag über jenen deutschen Abgeordneten des Kongresses fluchen, der zu spät zur Abstimmung erschien. Eine einzige Stimme entschied nämlich darüber, ob man in den neuen U.S.A. Deutsch oder Englisch als Nationalsprache einführte. Dieses Beispiel zeigt eigentlich sehr schön, welchen Einfluss die deutschen Einwanderer auf Kultur und Entwicklung Nordamerikas erlangten. Die Deutschen bewahrten sich eine gewisse Eigenständigkeit und ihre eigene Heimatsprache, die in manchen Orten der U.S.A. noch heute gegenwärtig ist.

 

Während der amerikanischen Revolution, dem Unabhängigkeitskrieg, setzte der englische König Georg eine Reihe von Mietsoldaten ein. Regimenter, die er zum Beispiel in deutschen Einzelstaaten anwarb, in dem die betreffenden Landefürsten Zwangsrekrutierungen vornahmen und ihre Landeskinder an die britische Krone verschacherten. So blieben zum Beispiel viele Angehörige des hessisch-kassellschen Regiments Rall nach dem Krieg als Siedler in den U.S.A.

 

Wirtschaftliche Not, Feudalismus und die gescheiterte demokratische Revolution von 1848 spülten eine regelrechte Einwanderungswelle der Deutschen nach Nordamerika. Bauern, Handwerker, Ingenieure und Intellektuelle bildeten lebendige Gemeinschaften, die rasch weiter an Einfluss gewannen und in Wirtschaft und Handel in hohe Positionen gelangten. 

 

Im Jahr 1861 gab es ungefähr 1,3 Millionen Deutsche in den U.S.A. Rund 80 Prozent von ihnen lebten in den Nordstaaten und ergriffen die Partei der Union. Es gab mehrere Divisionen, zum Beispiel unter den Generälen Schurz, Blencker, Schenck und Sigel, die ausschließlich aus deutschstämmigen Amerikanern bestanden. Insgesamt dienten 516.000 Deutsche in der Unionsarmee, was rund 23 Prozent der Gesamttruppenstärke entsprach. 210.000 dieser Soldaten waren noch in Deutschland geboren.

 

Im Staat Texas sprachen sich zwei deutsche Siedlungen als Einzige gegen die Abspaltung von der Union aus. Allerdings gab es auch Regimenter aus Texas oder Kentucky, die von Deutschen aufgestellt wurden und der Konföderation dienten.

 

Am Rande sei vermerkt, dass in Washington einige Regimenter zum Schutz der Regierung stationiert waren. „Lincolns Leibwache“ bestand überwiegend aus Deutschen.

 

Die deutschen Einwanderer betraten in Nordamerika ein fremdes Land. Möglicherweise war dies der Grund dafür, dass viele von ihnen den nordamerikanischen Ureinwohnern weit offener und ehrlicher gegenüber traten, als dies bei englischstämmigen Nordamerikanern der Fall war. Dies mag natürlich auch daran liegen, dass das Verhältnis der gebürtigen Nordamerikaner und der Indianer bereits durch die zahlreichen vorangegangenen Konflikte getrübt war und gegenseitig Misstrauen herrschte. Deutsche Siedler hielten sich in der Regel strikt an die Verträge mit den Indianern. Wer sich hier näher informieren möchte, dem empfehle ich eine Recherche im Internet.

 

Ab dem ersten Weltkrieg begann hingegen eine zunehmende Assimilation der Deutschen, die sich als Amerikaner fühlten und vom Krieg gegen ihre neue Heimat distanzierten. Man nahm jetzt überwiegend die amerikanische Kultur an, die Einflüsse der ursprünglichen Heimat schwanden und sind heute vielerorts nur noch als Folklore vorhanden. Oft präsentiert sich diese in Form von Veranstaltungen des „Oktoberfestes“ und dem tragen bayerischer Tracht.

 

Die im Roman geschilderte Siedlung Farrington ist natürlich rein fiktiv, kann aber durchaus als Beispiel für die zahlreichen deutschstämmigen Siedlungen genommen werden, wie sie im Westen und an den Grenzen zum Indianergebiet entstanden. Neu Ulm erlangte dabei traurige Berühmtheit. Fredericksburg gedenkt hingegen alljährlich, in einem gemeinsamen Fest, dem Frieden mit den indianischen Nachbarn.

 

Von Iren, Engländern und Schotten

 

Obwohl Iren und Schotten gemeinsam gegen die Engländer kämpften, um die Freiheit ihrer Länder zu bewahren, gab es durchaus Konkurrenz zwischen beiden Völkern, die allerdings heute eher auf humorige Weise ausgetragen wird. Schottland ist seit Langem ein treues Mitglied des britischen Empire, dennoch werden die Bestrebungen nach Unabhängigkeit immer lauter. Einer ihrer bekanntesten Verfechter dürfte wohl der Schauspieler Sir Sean Connery sein.

 

Eine verfallende Ranch, irgendwo im Westen. Wo mancher Siedler sein Glück oder doch zumindest sein Auskommen fand, scheiterten andere. Gründe gab es viele. Krankheit, schlechter Boden, neidvolle Nachbarn, Tod durch Überfälle von Indianern oder Banditen sowie einen Unfall oder wirtschaftliches Scheitern ließen manche Siedlerhütte, Ranch oder Farm wieder verweisen. Das Schicksal konnte ganze Städte treffen, vornehmlich solche, die aufgrund des Vorhandenseins von Rohstoffen errichtet wurden. Lohnte sich der Abbau nicht mehr, verwaisten die Orte und wurden zu dem, was man heute als "Geisterstädte" bezeichnet.

Deutsche im Dienst der U.S.-Cavalry

 

Mancher Leser mag sich die Frage stellen, warum in meinen Romanen so viele Protagonisten mit deutschen Wurzeln in Erscheinung treten. Hierauf bin ich in meinen historischen Anmerkungen bereits mehrfach, auf die eine oder andere Weise, eingegangen. Die Besiedlung Nordamerikas, die Gründung der „United States of America“ und die „Eroberung des Westens“ ist jedoch untrennbar mit den Deutschen verbunden. Letztlich verhinderte lediglich ein, zur konstitutionellen Versammlung der USA zu spät kommender, deutscher Hufschmied, dass in der neuen Republik Deutsch an Stelle von Englisch gesprochen wurde.

 

Viele deutschstämmige Einwanderer traten in den Dienst der U.S.-Armee, da sie ansonsten noch keine existenzielle Perspektive besaßen und nach Ende des Dienstes die amerikanische Staatsbürgerschaft lockte.

 

Im Zeitraum von 1850 bis 1890 waren insgesamt 70.000 Soldaten in die Kämpfe mit Indianern verwickelt. Sie operierten von rund einhundert Forts aus, die teilweise unserer Vorstellung eines „Palisaden-Forts“ entsprachen, oft jedoch, aufgrund der stationierten Truppenstärke, auf jegliche Befestigung verzichteten. Natürlich leisteten diese 70.000 Soldaten ihren Dienst nicht gleichzeitig, da es während dieser Periode nur eine begrenzte Anzahl von Regimentern gab. Um das Jahr 1880 waren dies zehn Regimenter Kavallerie, zwei davon mit „schwarzen“ Soldaten als „Colored Regiments“, achtundzwanzig Regimenter Infanterie, davon das 25ste bis 28ste als farbige Truppen und vier Regimenter Artillerie. Während die Anzahl der Regimenter anstieg, wurde die Zahl ihrer Sollstärke im Verlauf der Jahre von eintausend Soldaten auf sechshundert reduziert. Im Wesentlichen lag dies am Motiv der Kostenreduzierung.

 

Während der „Indianerkriege“ stützte sich die U.S.-Kavallerie zu über 35 Prozent auf Soldaten mit Migrationshintergrund. Es dienten Iren, Deutsche, Franzosen, Holländer und viele andere „Nationen“ unter der Flagge der USA. In den acht weißen Kavallerieregimentern betrug der Anteil der Iren rund 20 Prozent, jener der Deutschen etwa 12 Prozent.