Persönliches Vorwort zur Entwicklung der Authentizität

Als ich im Western-Hobby begann...

Im Jahr 1977 war die Western-Szene in Deutschland, was die Südstaaten und Nordstaaten betraf, noch ganz vom Bild Hollywoods beeinflusst. Bei den Gruppen, die sich dem Militär gewidmet hatten, gab es viele Offiziere und Unteroffiziere, jedoch kaum Mannschaften. Löbliche Ausnahme war hier die "U.S.-Cavalry" von Captain Dietz aus München. Ich suchte also nach einer Lücke, um meinen Vorgesetzten nicht Bier und Würstchen servieren zu müssen.

Ich fand diese Lücke als Hornist/Trumpeter, da ich ein C-Horn besaß und mir die Hornsignale aus den Filmen eingeprägt hatte.

Damals arbeitete ich als Augenoptiker mit Amerikanern zusammen und traf einen Chief-Musician der U.S.-Air Force in Wiesbaden. Wir sprachen über mein Hobby und er verhalf mir dazu, alle (damals) 43 verschiedenen Hornsignale der U.S:-Cavalry zu beherrschen.

Im U.S.-Cavalry-Club Pfalz, im Fort Grace Valley, fand ich bei Captain Schön und seiner Truppe eine neue Heimat und eine Zeit, die ich im Nachhinein sicher als die Schönste und unbeschwertste meines Hobby bezeichne.

 

Im Jahr 1979 war ich bereits im Besitz englischsprachiger Fachbücher und dem Wissen um die authentischen Uniformen und Ausrüstungen. Allerdings waren diese nur in den USA erhältlich. Also musste man dort, über einen amerikanischen Freund, bestellen oder die Dinge selbst anfertigen.

Damals war man im Militär-Hobby nicht besonders erpicht auf Veränderungen und ich nahm mir vor, mit einer eigenen kleinen Gruppe zum Vorbild zu werden.

Gemeinsam mit einigen Freunden gründete ich einen Verein.

"Völkerkundlicher Verein für die Geschichte des 5th U.S.-Cavalry Regiment - The U,.S. Cavytroopers Wiesbaden e.V."

Jacken, Hemden, Feldzeichen, Lederwaren, Messingteile... Ich hatte eine alte Pfaff, auf der ich auch Koppelzeug nähen konnte und die Jacke, die mich hier als Chief-Trumpeter zeigt, stammt von eigener Hand. Ebenso nähte ich Feldjacken um, inb denen ich sie mit den gelben Litzen der 1874er versah, wie hier im Bild zu sehen.

Im Jahr 1982 hatte ich eine kleine, aber authentische Truppe zusammen und wir veranstalteten mehrere "Displays" bei Vereinen oder auch in Kaufhäusern, um auf unser Hobby aufmerksam zu machen.

Auf diesem Bild aus dem "Mountain Men Club Wiesbaden", teste ich die Stärke des Kaffees. Fiel der Säbel um, war der Trank zu dünn.

Inzwischen war auch mein Freund Peter Pauly hinzugestoßen, der sich der Artillerie widmete und ihre Authentizität im Hobby entscheidend voran brachte.

Mein Hang zur unbedingten Authentizität brachte einbe unschöne Trennung von meinen Freunden aus Weidenthal. Gemeinsam hatten wir aus den USA authentische Hosen bestellt und irgendwie hatten die Amerikaner unsere Maßangaben falsch umgesetzt. Die meisten hosen für Unteroffiziere und Offiziere waren einfach zu kurz. Ich hatte damals nur einen Corporal, aber die Weidenthaler sahen die zu kurzen Unteroffiziershosen und glaubten, ich hätte mir die guten Sachen genommen und ihnen die schlechten überlassen. Ich konnte ihre Enttäuschung verstehen. Doch statt sie zu unterstützen und den Händler (quartermaster USA) in Regress zu nehmen, ließ ich die Weidenthaler im Stich, um meine künftigen Käufe nicht zu gfährden.

Hier bin ich mit Peter und einigen Freundenb aus der Indianistik beim Schwarpulverschießen zu sehen.

Inzwischen schwebte mir mehr vor, als nur auf Veranstaltungen dekorativ anwesend zu sein. Ich wollte ein besseres Bild des historischen Militärs bieten und darüber informieren, wie viele Deutsche einst in den Armeen des Nordens und Südens und der späteren U.S.-Cavalry gedient hatten.

Dazu sollte die Information über die Lebensumstände (Camp-Life) gehören und ebenso die Zeremonien und Gebräuche. Warum sollte dies nicht im Rahmen von Feldlagern und kleinen Gefechtsdarstellungen geschehen? Re-enactment war für mich ein ebenfalls neuer Begriff.

 

1988 versammelte sich eine Gruppe von Vereinen bei Germersheim. s war das erst Ausbildungslager, in dem nach den alten Handbüchern gedrillt und auch der Umgang mit den Waffen geübt wurde. Sicherheit (und Spaß) war das oberste Gebot und ich war froh, dass wir ein eigenes Ambulance-Corps mit echten Rettungssanitätern aus Darmstadt zur Unterstützung besaßen.

Im Jahr 1982 war der Dachverband des UCR e.V. (Union & Confederate Re-enactors) in Wiesbaden gegründet worden und ich hatte die Ehre, der Präsident dieser Vereinigung von Re-enactors zu sein.

Mein eigener Verein lud dann 1982 zum ersten Re-enactment des nordamerikanischen Bürgerkriegs auf deutschm Boden, auf dem Truppenübungsplatz Baumholder ein.

Übrigens: Praktisch alle Fahnen und Feldzeichen auf dem Bild, Nord und süd, wurden von mir genäht, bemalt und/oder bestickt.

 

Beim ersten Re-enactment gab es leider einen schweren Unfall, bei dem Grizzly, einer von Peters Artilleristen, einen Daumen verlor, da das zu früh feuernde Geschütz die Ladeschaufel abfeurte.

Unser Hobby stand auf der Kippe und ich bin froh, dass sich mir alle anschlossen, als ich später erklärte, ich würde ind Feld marschieren, um unser Hobby zu erhalten.

Es hat Bestand und Grizzly wurde später Sergeant in unserer 2nd U.S.-Artillery.

Das Re-enactment-Hobby in Deutschland hat sich entwickelt und natürlich war eines unserer Augenmerke auf die Akzeptanz und Information ausgelegt. So hielten alle Gruppen ihre "Displays" ab, in denen um das Hobby und weitere Teilnehmer geworben wurde.

Ich selbst und meine 5th Cav. hatten ja zwei Standbeine: Die In Indianerkriege und den Bürgerkrieg. Hier sieht man mich bei einer Veranstaltung in Saarlouis, wo ich Interessierten die Funktion meines Nachbaus einer 1874er-Gatling erkläre.

Sie steht jetzt, als eines meiner Scheidungsopfer, in einem privaten Museum.

Es war ein weiter Weg, von meinen ersten Schritten als 15-jähriger im Western-Hobby, bis in jene Jahre ab 1990, in denen unsr Hobby den Schritt in Authentizität umsetzte. Wenn ich heute Fotos aus Western-Clubs sehe, dann sehe ich überall die Bemühungen um historische Genauigkeit.

Heute gubt es Händler aus Hobby-Kreisen, die authentische Artikel zu fairen Preisen anbieten und den heutigen Hobbyisten viel Arbeit abnehmen.

Man möge es mir nachsehen, wenn ich für mich in Anspruch nehme, hierzu der Stein des Anstoßes gewesen zu sein.

 

Auf Grunbd eines sxchweren Unfalls musste ich das Hobby schlagartig aufgeben und die lange Rekonvaleszenz nahm mir auch die Möglichkeit, einen gebührenden Abschied zu nehmen.

 

Wenn ich mich kritisch betrachte, so hat mich das Hobby meine Frau, meine (leibliche) Tochter und manchen Freund gekostet. Und doch ist es so tief in mir verwurzlt, dass ich wie ein altes Kavallerie-Pferd reagiere, wenn ich das Signal "Boots and Saddles" höre.

 

Ich wünsche den Hobbyisten der heutigen Zeit, dass sie alle frühere und aktuelle Politik bei ihren Treffen außer Acht lassen und ein jeder an ihren Feuern willkkommen ist. Trage er die Uniform des Nordens oder des Südens... Wir sind keine Soldaten, sondern erinnern an das Leiden jener Menschen, die in so vielen Kriegen und so vielen Armeen litten und starben, und die alle glaubten, Gott sei auf ihrer Seite.

 

E Pluribus Unum,

Deo Vindice,

 

Euer Michael H. Schenk

(Mike)

HÄNDLER

Ich erkläre hiermit ausdrücklich, dass ich von der Qualität der Waren jener Händler überzeugt bin, die ich hier zur Veröffentlichung bringe. Wer als Händler auf meiner Seite erscheint, der hat sich damit einverstanden erklärt, dass ich Fotos seiner Waren verwende und diese auch kommentiere, sofern ihre zeitliche Zuordnung nicht korrekt ist. Ich erhälte keine Vergünstigungen oder sonstigen Zuwendungen. Ich bin gerne bereit, weitere Händler zu veröffentlichen, sofern diese meine Einschätzung zur Authentizität akzptieren.

Ich erlaube mir kein Urteil zu Preisen, da viele Objekte in Handarbeit hergestellt oder aus dem Ausland bezogen werden müssen.

 

Markus Finke

 

Auf der Mauer 2-4

 

56349 Kaub

www.us-civilwar.de